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„Impfen Pro & Contra:
Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung“ von Dr. Martin Hirte
Eine Analyse

 

Zwölfter Teil – II  -“Problemfall Aluminium”

 

Im Gegensatz zu Thiomersal sind Aluminiumsalze weiterhin in Impfungen vorhanden. Darum widmet sich Hirte der Substanz Aluminium eingehend.

„Nachdem Thiomersal in modernen Impfstoffen für Kinder nicht mehr Verwendung findet, hat in den letzten Jahren ein anderer Hilfsstoff als Problemfall Karriere gemacht: Aluminium.“ (Seite 51)

Aluminiumsalze haben nicht erst in den letzten Jahren Karriere gemacht, ihre Wirkung als Adjuvans, also als Hilfsstoff, der die Wirkung verstärken soll, ist seit über 80 Jahren bekannt. Darüber hinaus vergleicht Hirte in diesem Satz Äpfel mit Birnen und nennt Birnen dabei Tomaten. Thiomersal war ein Konservierungsmittel, Aluminiumsalze werden hingegen genutzt, um das Immunsystem „anzulocken“. Dabei muss zwischen Aluminiumsalzen und elementarem Aluminium unterschieden werden, denn letzteres findet in Impfstoffen keine Verwendung. Wie bereits im Kapitel zu Thiomersal, ignoriert Hirte den grundlegenden Unterschied zwischen Elementen und chemischen Verbindungen.

„Erstaunlich ist, dass trotz jahrzehntelanger Verwendung von Aluminium in Kinderimpfstoffen praktisch nichts über die Toxikologie bei Säuglingen und Kindern bekannt ist.“ (Seite 51)

Die Aussage ist nicht mit einer Quelle hinterlegt – und sie stimmt nicht. Hirte verweist selbst auf Arbeiten, die Studien zitieren, in denen die Wirkung von Aluminiumverbindungen auf Säuglinge und Frühgeborene untersucht werden. Einige dieser Studien finden sich auf einer Informationsseite des Paul Ehrlich Instituts (PEI). Eine interessante Frage ist, wie Hirte seine Behauptungen zum angeblichen Schaden durch „Aluminium“ aufstellen kann, wenn über Aluminium in Kinderimpfstoffen nichts bekannt sein soll? Das PEI schreibt:

„Aus klinischen Studien und aus der Spontanerfassung von Nebenwirkungen in Deutschland gibt es kein Signal zu aluminiumbedingter Toxizität nach Impfungen. Kumulative Vergleichsberechnungen zeigen, dass die systemische Exposition durch die in Deutschland empfohlenen aluminiumhaltigen Impfungen in den ersten beiden Lebensjahren im Bereich der tolerierbaren Aufnahme durch die Nahrung liegt. Der Beitrag von Impfungen zur geschätzten lebenslangen Nettoakkumulation von Aluminium im Organismus ist im Vergleich zur kontinuierlichen Aufnahme von Aluminium aus anderen Quellen gering und vor dem Hintergrund des Nutzens der Impfungen als vertretbar einzustufen. Es sind keine wissenschaftlichen Analysen bekannt, die eine Gefährdung von Kindern oder Erwachsenen durch Impfungen mit aluminiumhaltigen Adjuvanzien zeigen.“

Doch sowohl die Aussage des PEI als auch die Untersuchung des Bundesamtes für Risikobewertung, die zu einem ähnlichen Ergebnis in Bezug zur „Aluminiumbelastung“ in Nahrung kommen (1), sind für Hirte scheinbar kein Maßstab. Weiter schreibt er:

„Wird Aluminium mit der Nahrung aufgenommen, so wirkt die Darmschleimhaut als Barriere und lässt nur kleinste Mengen passieren, die über die Nieren bald wieder ausgeschieden werden. Dennoch kann auch eine übermäßig lang dauernde orale Aluminiumzufuhr Verhaltensstörungen, Gedächtnisschwäche, Müdigkeit und Depressionen herbeiführen.“ (Seite 51)

Hirte nennt erneut für seine Aussagen keine Quelle. Ginge ich nach der Faustregel, dass Behauptungen ohne Quelle ohne Begründung abgelehnt werden können, wäre hier eigentlich keine weitere Argumentation notwendig. Ich will es dennoch tun.

In einer Übersichtsarbeit von Krewski 2007 (2) werden Osteomalazie (Knochenerweichung), Anämie (Blutarmut), Enzephalopathie/Demenz (jeweils bei Menschen mit eingeschränkter Nierenfunktion, die sehr hohen intravenösen Dosen von Aluminiumverbindungen ausgesetzt waren), Kontaktallergien und eine Lungenfibrose nach lang andauerndem Einatmen von Aluminiumstaub (bei Menschen, die in Aluminiumwerken arbeiten) erwähnt. Wenn wir großzügig „Gedächtnisschwäche“ unter den Begriff „Demenz“ (nicht Alzheimer-Demenz!) einordnen, können wir konstatieren, dass in Hirtes Auflistung ein Symptom von vier beinahe richtig angegeben. Dafür muss man weiter ignorieren, dass die Betroffen – anders als bei Impfungen – großen Mengen von elementarem Aluminium ausgesetzt waren. Was ich mir unter „Verhaltensstörungen“ vorzustellen habe, erschließt sich mir nicht, aber das ist vielleicht der pedantische Kinder- und Jugendpsychiater in mir.

Auch bei Menschen mit Nierenerkrankungen konnte man in der Vergangenheit Veränderungen feststellen, die bei hohen Konzentrationen von Aluminiumverbindungen im Blut auftreten:

“Diese Form der Intoxikation beginnt meistens mit Sprach- und Bewusstseinsstörungen. Später kommen Halluzinationen, psychotische Episoden, Ataxie, Myoklonien, typische EEG-Veränderungen, Krämpfe und Demenz dazu. Die Krankheit endet, wenn sie nicht früh behandelt wird, einige Monate nach den ersten Symptomen tödlich. (3)

Demenz ist nicht gleich Alzheimer-Demenz, darum ist die folgende Aussage nicht unerheblich.

„Aluminium scheint auch eine wichtige Rolle bei der Entstehung der Alzheimer-Erkrankung zu spielen (Kawahara 2011 4).“ (Seite 51)

Ein Zusammenhang zwischen Aluminiumverbindungen und Alzheimer wurde eine Zeit lang diskutiert, war nie sehr wahrscheinlich und ließ sich nicht nachweisen. Im Mai 2014 wurde eine Analyse mit dem Titel „Ist die Aluminium- Hypothese tot?“ (5) veröffentlicht. Darin wird unter anderem darauf hingewiesen, dass viele Studien an Zellkulturen und Nagetieren durchgeführt wurden und es nicht möglich sei, von diesen auf die Wirkung beim Menschen zu schließen. Zum einen seien die Konzentrationen der Aluminiumverbindungen bei diesen Untersuchungen so hoch, dass sie selbst die von Menschen mit Nierenschäden bei weitem überschreiten. Zum anderen passten die vorgefundenen Veränderungen, nicht zu jenen, die man bei Menschen mit beispielsweise einer Alzheimer-Erkrankung findet. In einem Review, ebenfalls von 2014 (6), wurde zwar einerseits der Nutzen von Aluminiumverbindungen in Impfstoffen hinterfragt (7), jedoch kein Zusammenhang zur Entstehung von Alzheimer, Krebs oder Schaden am Genom gefunden. Hirte sieht weitere Probleme.

„Bei Impfungen werden Aluminiumsalze direkt in den Muskel gespritzt. Dadurch gelangen große Mengen in den Körper – bei Säuglingen das Hundert- bis Tausendfache der Menge, die sie über die Milch aufnehmen (Dórea 2010 (8) ).“ (Seite 51)

Wenn ich Dórea 2010 richtig interpretiere, handelt es sich im Wesentlichen um eine Berechnung mit theoretischen Annahmen, also ein Modell. Es fanden keine Messungen statt. Durch diese Methodik ist es schwer, die Ergebnisse der Studie einzuordnen. Dórea 2010 kommt zum Ergebnis, dass die Menge an Aluminium, die durch Impfungen aufgenommen werden, die durch Milchnahrung übersteigt. Selbst wenn die Aussage stimmt, muss sie jedoch nicht problematisch sein, weil nicht nur die Menge entscheidend ist, sondern, wie die Substanz sich im Körper verhält. Und dabei sind die sichtbaren Nebenwirkungen wichtig. Dórea 2010 wird in einer weiteren Übersichtsarbeit (9) bezüglich der Wirkung von Aluminiumverbindungen besprochen und in den Kontext vieler anderer Arbeiten gestellt, die keine besorgniserregenden Nebenwirkungen finden konnten. Ansonsten, das sei hier nur am Rande erwähnt, scheint die Arbeit überwiegend von der Autorin selbst zitiert zu werden, sowie von Shaw und Tomljenovic, die Hirte ebenfalls als Quellen anführt (s. u.). Shaw und Tomljenovic waren auf einer Konferenz für Impfstoffsicherheit, auf der auch Andrew Wakefield prominent auftreten durfte.

„Die gute Löslichkeit führt zu einer raschen Verteilung in Geweben etwa von Nieren, Leber, Knochen und Nervensystem, die für toxische Effekte anfällig sind (Flarend 1997, ATSDR 2008).“ (Seite 51)

Hier sieht man erneut, wie unsorgfältig dieses Buch recherchiert ist. In der Quellenangabe (10) steht, Hirte beziehe sich auf „Toxicological Profile for Aluminum“, einer sehr umfangreichen Arbeit von 243 Seiten (ohne die Quellenangaben mitzuzählen). Der Link hingegen führt auf ein „Faktenpapier“ von zwei Seiten, welches die Aussagen Hirtes allenfalls sehr eingeschränkt belegt, weil es um elementares Aluminium geht, während Hirte von Aluminiumverbindungen spricht. Ein Organ, welches in dem Papier genannt wird, wird von Hirte gar nicht erwähnt, die Lunge, eventuell weil es sich bei den Betroffenen um Arbeiter handelt. Impfungen werden im verlinkten Faktenpapier gar nicht erwähnt. Das Paul Ehrlich Institut schreibt zur selben Studie (Flarend 1997):

„Es gibt keine Studien bei Menschen, in denen Ausmaß und Geschwindigkeit der Resorption von Aluminium nach einer Impfung direkt untersucht wurde. Solche Studien sind wegen der geringen zugeführten Mengen im Vergleich zu den endogenen Aluminiumkonzentrationen und durch das ubiquitäre Auftreten von Aluminium methodisch und analytisch schwierig durchzuführen (11). Der in Kaninchen nach Impfung mit einer Humandosis Aluminiumadjuvans beobachtete maximale Anstieg der Aluminiumkonzentration im Blut von 2 μg / l24 (siehe auch 1) ist im Vergleich zu den Normalwerten im Plasma von gesunden Säuglingen (6–15 μg/ l, s.o.) als gering anzusehen (12).“

Interessant ist auch, dass Hirte sich Flarend 1997 noch einmal eigenständig vornimmt, obwohl diese Studie in einer systematischen Übersichtsarbeit der ATSDR (Agency for toxic substances and disease registry) besprochen wird. Das Ergebnis der Übersichtsarbeit ist, dass es keine Hinweise dafür gibt, dass Aluminium in der Form und Menge, in der es in Impfstoffen genutzt wird (als Salz), schädlich ist. Hirte behauptet das Gegenteil. Bisher hat sein Umgang mit Quellen mein Vertrauen in seine Bewertungsfähigkeiten der wissenschaftlichen Literatur jedoch nicht erhöht.

„Lange Zeit wusste man nicht, warum die Aluminiumsalze die Reaktion des Immunsystems auf Impfstoffe verstärken. Skeptiker sprachen vom »dirty little secret« des Impfens. Erst in den letzten Jahren ist etwas Licht in dieses Geheimnis gekommen (Exley 2010 (22)“ (Seite 52)

Solche Missverständnisse passieren, wenn man seine Quellen nicht prüft. Ob Skeptiker vom “dirty little secret” des Impfens sprachen, ist mir nicht bekannt. Wohl aber, dass Exley das Zitat in seinem Paper falsch verwendet. Der Begriff wurde im Zusammenhang mit dem Immunsystem von Charles Alderson Janeway geprägt wurde, der damit etwas anderes ausdrücken wollte (23). Das Zitat stammt aus einer Zeit, als man noch der Ansicht war, es reiche für eine Reaktion des Immunsystems aus, einfach körperfremde Antigene in den Körper zu bringen. Das ist aber nicht so, darum wurden zusätzlich Fremdstoffe als Adjuvanzien (Hilfsstoff, Wirkverstärker) mit eingebracht. Einer dieser Fremdstoffe waren Aluminiumverbindungen, aber auch zerstörte Bakterien. Mit dem “dirty little secret” war die generelle Tatsache gemeint, dass Fremdstoffe als Adjuvanzien mit Antigenen eingebracht werden mussten. Dieses “secret” bedeutete nämlich, dass die damalige Hypothese zur Reaktion des Immunsystems auf Antigene falsch war. Janeway arbeitete maßgeblich daran, sie zu berichtigen. Auch Exley 2010 wird im Rahmen der oben genannten systematischen Übersichtsarbeit besprochen, in auch die Arbeit von Dórea mit aufgenommen wurde, deren Ergebnis Hirtes Sorgen nicht bestätigten (13). Fraglich ist, warum Hirte bei der Erklärung, wie Aluminiumadjvantien funktionieren Exley zitiert und nicht neuere Arbeiten von weniger kontroversen AutorInnen.

Obwohl es keine belastbaren Hinweise auf die von Hirte postulierten negativen Effekte von Aluminiumverbindungen in Impfungen gibt, man also im menschlichen Organismus nichts finden kann, führt Hirte weiter Ergebnisse von Studien an, die im Rahmen der bereits erwähnten Übersichtsarbeiten besprochen werden (14).

„Bereits wenige Stunden nach einer Impfung ist das Aluminium in der Blutbahn nachweisbar. Im Tierversuch findet sich das Metall noch 28 Tage nach einer intramuskulären Injektion im Blut und in verschiedenen Organen, vor allem in Nieren, Leber und Gehirn (Flarend 1997). Die Ausscheidung über die Nieren gelingt besonders Säuglingen mit ihren noch unreifen Nieren nur sehr langsam (ATSDR 2008).“ (Seite 52)

In den von Hirte herangezogenen Teilen geht es um Frühgeborene, nicht reif geborene Säuglinge. Frühgeborene haben viele Besonderheiten, die noch eingeschränkte Nierenfunktion ist eine davon. Trotzdem werden sie geimpft, weil die Vorteile die Nachteile deutlich überwiegen.

Bevor ich mich der nächsten interessanten Quelle widme, möchte ich noch die Aufbereitung von Hirtes Aufzählung bewerten. Er stellt Aussagen einzelner Studien ohne wissenschaftlichen Kontext heraus und stellt Ergebnisse, die ihnen widersprechen, nicht vor. Dadurch entsteht ein verzerrter Eindruck des aktuellen Kenntnisstandes. Dabei müsste er es besser wissen, denn er zitiert teilweise Quellen, die genau diesen – ihm widersprechenden – Kenntnisstand herausarbeiten, indem sie systematisch alle Quellen bewerten. Entweder hat er diese nicht gelesen oder er hat kein Interesse an deren differenzierten Aussagen. Er sucht sich einzelne Ergebnisse heraus, die sehr kleine besondere Gruppen betreffen (z. B. Frühgeborene) und erweckt durch seine Darstellung den Eindruck, die (potenziellen) Probleme dieser kleinen Gruppe beträfen alle, zumindest alle Kinder. Hier stellt Hirte den aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand falsch dar.

Zur nächsten Quelle.

„Man schätzt, dass bei 10 bis 15 Prozent einer Bevölkerung toxische Metalle wie Aluminium nicht adäquat entgiftet und ausgeschieden werden (Bradstreet 2004 15).“ (Seite 52)

Bei der Quelle handelt es sich nicht um ein wissenschaftliches Paper, sondern um die Folien eines Vortrages. In dem Vortrag nimmt Bradstreet wiederholt bezug auf Wakefields Forschung und unterstützt die Verbreitung von dessen Ansichten. Das ist eine Tatsache, die eine kleine Einordnung Bradstreets lohnenswert erscheinen lässt.

Bradstreet war Vater eines Kindes mit einer Autismusspektrumsstörung und sah die Erkrankung seines Kindes als Wendepunkt in seinem Leben. Bradstreet (16) hat versucht, christlichen Glauben und Medizin zu kombinieren, dafür gründete er die „Good News Doctor Foundation“, eine christliche Organisation. Diese Organisation bot sich Wakefield als „Unterschlupf“ an, als dieser in die USA kam, nachdem er in Großbritannien wegen unethischer Forschung und Betrug seine Approbation als Arzt verloren hatte. In dem Vortrag (Bradstreet 2004) versuchte Bradstreet sein Publikum davon zu überzeugen, wie schlecht „Aluminium“ sei. Dafür zitierte er auch Arbeiten der Geiers (zur Einordnung der Geiers siehe Teil 12-I) und veröffentlichte Studien mit ihnen 17. So wie die Geiers behandelte Bradstreet Kinder mit Autismus. Er propagierte u. a. Chelattherapie (18), hyperbaren Sauerstoff, Stammzelltherapie und eine obskure „Immuntherapie“(19). Das ist für die Betroffenen lebensgefährliche Quacksalberei (20). Seine fragwürdige Forschung zu Aluminium bestätigte ihm den Sinn seiner „Therapien“ – erneut ein handfester Interessenkonflikt, den Hirte nicht erwähnt. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass man über diese Informationen nicht stolpert, wenn man für ein Buch recherchiert, das vorgibt, wissenschaftlichen Ansprüchen zu genügen. Tragischerweise nahm sich Bradstreet im Jahr 2015 das Leben. Einige Tage zuvor waren seine Praxisräume von Behörden im Zusammenhang mit von ihm durchgeführten fragwürdigen Behandlungsmethoden durchsucht worden.

„Aluminium überwindet die Blut-Hirn-Schranke durch die Bindung an ein Transporteiweiß (Transferrin) und lagert sich im Nervengewebe an spezielle Rezeptoren an (Redhead 1992, Gupta 1993, Lukiw 2005, Verdier 2005).“ (Seite 52)

Redhead 1992 ist eine Rattenstudie, Lukiw 2005 ist eine In-Vitro-Studie (eine andere Studie in der Lukiw einen Mechanismus für Schaden durch Aluminium bespricht, wird im Review Willhite et al. (21) besprochen), Gupta 1993 ist eine Studie an Ratten und wird in ATSDR 2008 besprochen. Auf die Probleme von Studien mit Nagetieren und In-Vitro-Versuchen wurde an anderer Stelle dieser Analyse bereits hingewiesen. Die letztgenannte Studie (Verdier 2005) hat 12 Affen das Leben gekostet. Die Arbeitsgruppe wollte die, ebenfalls von Hirte erwähnte, Macrophagic myofasciitis (MMF) untersuchen. Dabei haben sie festgestellt, dass die bei der Impfung verwendeten Aluminumsalze im Muskelgewebe (sic!) um die Einstichstelle herum lange nachweisbar sind. Wie das zu der von ihm gemachten Aussage passt, weiß ich nicht. Allerdings lohnt sich ein Blick auf die Schlussfolgerung der AutorInnen:

„We conclude from this study that aluminium adjuvanted vaccines administered by the intramuscular route trigger histopathological changes restricted to the area around the injection site which persist for several months but are not associated with abnormal clinical signs.“

Das heißt, die Affen hatten zwar auch die von MMF-Patienten bekannten Veränderungen der Muskulatur, aber keine klinischen Symptome. Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass die Ergebnisse, die zur MMF gefunden wurden, falsch positive Ergebnisse sind und die histologischen Veränderungen keine klinische Bedeutung haben. Allerdings ist es eine kleine Studie an Affen, insofern müsste das Ergebnis mit einer größeren Studie überprüft werden.

Hirte erwähnt nicht, dass das Global Advisory Committee for Vaccine Safety der Weltgesundheitsorganisation (WHO) schon 2003 einen kausalen Zusammenhang zwischen dem Vorhandensein aluminiumhaltiger Makrophagen an der Einstichstelle und systemischen krankheitswertigen Reaktionen als unbelegt ansah. Aus epidemiologischer Sicht weist die WHO darauf hin, dass die Zunahme von diagnostizierter MMF sich praktisch auf Frankreich beschränkt und erst seit 1993 überhaupt berichtet wird, obwohl Aluminiumsalze in Impfungen bereits weit früher und in höherer Konzentration verwendet wurden. Dies legt andere Zusammenhänge als die mit den in anderen Ländern ebenso verwendeten Impfstoffen nahe. 2008 erklärte das Committee aufgrund der Ergebnisse von Tierversuchen und vergleichenden Studien bei Patienten mit MMF und gesunden Probanden, dass die MMF-Symptomatik nicht mehr als ein einfacher Marker für die Impfung ohne weitere krankheitswertige Symptome oder Folgen sei. (24)

Die wissenschaftliche Qualität von Hirtes Buch nimmt mit jedem Kapitel ab. Ich stelle mir immer wieder die Frage nach dem Grund für diese bei näherer Betrachtung so offensichtlichen Schwächen: Entweder Herr Hirte ist aufrichtig, dann ist er nicht imstande, ein populärwissenschaftliches Buch zum Thema Impfungen zu schreiben. Oder Herr Hirte weiß sehr genau, wie er vorgeht, dann wäre er ein Impfgegner, der im Sinne seines Anliegens Fakten absichtlich falsch darstellt. Ich bin nach diesem Kapitel erneut fassungslos, dass dieses Buch so vielen Menschen als Nachschlagewerk für Informationen über das Impfen dient. Dass unsere Impfraten immer noch so vergleichsweise hoch sind, ist den verantwortungsvoll handelnden Kinderärztinnen und Kinderärzten anzurechnen.


    1. „Aluminiumgehalte in Säuglingsanfangs- und Folgenahrung“ Aktualisierte Stellungnahme Nr. 012/2012 des Bundesamts für Risikobewertung (BfR) vom 20. April 2012
    2. Krewski D, Yokel RA, Nieboer E, Borchelt D, Cohen J, Harry J, et al. Human health risk assessment for aluminum, aluminum oxide and aluminum hydroxide. J Toxicol Environ Health B. 2007;10(Suppl 1):1–269.
    3. The dialysis encephalopathy syndrome. Possible aluminum intoxication.; Alfrey AC, LeGendre GR, Kaehny WD.; N Engl J Med. 1976 Jan 22;294(4):184-8.
    4. Kawahara M, Kato-Negishi M. Link between aluminum and the pathogenesis of Alzheimer’s disease: the integration of the aluminum and amyloid cascade hypotheses. Int J Alzheimers Dis. 2011;2011:276393.
    5. Is the Aluminum Hypothesis Dead?; Lidsky, Theodore I. PhD; Journal of Occupational and Environmental Medicine: May 2014 – Volume 56 – Issue – p S73–S79; doi: 10.1097/JOM.0000000000000063
    6. Willhite CC, Karyakina NA, Yokel RA, et al. Systematic review of potential health risks posed by pharmaceutical, occupational and consumer exposures to metallic and nanoscale aluminum, aluminum oxides, aluminum hydroxide and its soluble salts. Critical reviews in toxicology. 2014;44(Suppl 4):1-80. doi:10.3109/10408444.2014.934439.
    7. Die Autoren gaben an, es gebe nicht genug Belege für eine Wirksamkeit als Adjuvans durch Aluminiumsalze.
    8. Infants‘ exposure to aluminum from vaccines and breast milk during the first 6 monthsArticle in Journal of Exposure Science and Environmental Epidemiology; December 2009 DOI: 10.1038/jes.2009.64
    9. Systematic review of potential health risks posed by pharmaceutical, occupational and consumer exposures to metallic and nanoscale aluminum, aluminum oxides, aluminum hydroxide and its soluble salts; Calvin C. Willhite, Nataliya A. Karyakina, Robert A. Yokel, Nagarajkumar Yenugadhati, Thomas M. Wisniewski, Ian M. F. Arnold, Franco Momoli and Daniel Krewski; Crit Rev Toxicol. 2014 Oct; 44(Suppl 4): 1–80.doi:  10.3109/10408444.2014.934439;PMCID: PMC4997813; NIHMSID: NIHMS809489;PMID: 25233067
    10. Zitat: „ATSDR (Agency for toxic substances and disease registry): Toxicological profile for aluminum. Atlanta, GA, 2008: 1–357. http://www.atsdr.cdc.gov/toxprofiles/tp22.pdf (Zugriff 23. 11. 2011)“
    11. Diese Aussage bedeutet, dass wir durch die normale Umgebung bereits eine Menge an Aluminium aufnehmen. Aluminium ist das dritthäufigste Element in der Erdkruste. Die normale Menge an Aluminium(verbindungen) im Blut schwankt innerhalb eines Menschen z. T. beträchtlich. Der Anstieg im Rahmen von Impfungen ist so gering, dass man ihn von normalen Schwankungen nicht unterscheiden kann.
    12. Im Labor können Tiere so gut wie Aluminium(verbindungs)frei aufgezogen werden. Ihre Körper bleiben so aluminiumfrei. So kann man sicher gehen, dass jede Änderung der Aluminiumkonzentration von der Impfung hervorgerufen wurde.
    13. Systematic review of potential health risks posed by pharmaceutical, occupational and consumer exposures to metallic and nanoscale aluminum, aluminum oxides, aluminum hydroxide and its soluble salts; Calvin C. Willhite, Nataliya A. Karyakina, Robert A. Yokel, Nagarajkumar Yenugadhati, Thomas M. Wisniewski, Ian M. F. Arnold, Franco Momoli and Daniel Krewski; Crit Rev Toxicol. 2014 Oct; 44(Suppl 4): 1–80.doi:  10.3109/10408444.2014.934439;PMCID: PMC4997813; NIHMSID: NIHMS809489;PMID: 25233067
    14. – „No studies were located regarding developmental effects of various forms of aluminum following acute- or chronic-duration oral exposure in healthy humans. The only human data on developmental effects come from infants with renal failure and premature infants. Their responses are probably not indicative of responses expected in normal infants. Osteomalacia and increased bone and serum levels of aluminum were reported in three infants with kidney failure who had been treated orally with >100 mg of Al/kg/day as aluminum hydroxide from the first or sixth month of life (Andreoli et al. 1984; Griswold et al. 1983), and in healthy infants ingesting aluminum-containing antacids (Pivnick et al. 1995). Progressive encephalopathy was also observed among children with severe renal disease ingesting aluminum- containing phosphate binders (Finberg et al. 1986; Griswold et al. 1983).“- „Additionally, there are no studies on the influence of immature renal function on aluminum retention in the body and no studies on the long-term effects of aluminum exposure on skeletal maturation or neurotoxicity.“- „Excretion of aluminum may be lower in premature compared to full-term infants (Bougle et al. 1991). Plasma levels of aluminum in premature infants were 14.6 μg/L compared to 7.8 μg/L in full-term infants, and absolute urinary excretion was reduced. The aluminum-creatinine ratio in the urine was similar in both groups, indicating that the lower excretion in the premature infants may be due to lower metabolic and glomerular filtration rates, thus increasing the risk of aluminum accumulation in this group.“
    15. Bradstreet, J.: Biological evidence of significant vaccine related side-effects resulting in neurodevelopmental disorders. Presentation to the Vaccine Safety Committee of the Institute of Medicine. The National Academics of Science, 9.2.2004. http://www.nationalacademies.org/hmd/~/media/4B8DAC4AD18F432283E67D91DB81F49B.ashx (Zugriff 28.05. 2019)
    16. Bradstreet beging 2015 wahrscheinlich Suizid, was zu diversen Verschwörungshypothesen geführt
    17. Bradstreet, D. A. Geier, J. J. Kartzinel, J. B. Adams, and M. R. Geier, “A Case-Control Study of Mercury Burden in Children with Autistic Spectrum Disorders,” Journal of American Physicians and Surgeons 8 (2003): 76-79.
    18. Chelattherapie: Eine Therapie, um Schwermetalle (z. B. Quecksilber) aus dem Körper zu entfernen. Es gibt Fallberichte von Kindern die an Nebenwirkungen dieser „Therapie“ verstorben sind.
    19. https://gcmaf.se/autism/
    20. Das könnte auch ein Grund für eine Razzia kurz vor seinem Tod gewesen sein.
    21. Willhite CC, Karyakina NA, Yokel RA, et al. Systematic review of potential health risks posed by pharmaceutical, occupational and consumer exposures to metallic and nanoscale aluminum, aluminum oxides, aluminum hydroxide and its soluble salts. Critical reviews in toxicology. 2014;44(Suppl 4):1-80.
    22. The immunobiology of aluminium adjuvants: how do they really work?; Christopher Exley, Peter Siesjo and Hakan Eriksson; Cell Press 2010
    23. Approaching the Asymptote? Evolution and Revolution in Immunology; C.A. Janeway, Jr.; Cold Spring Harb Symp Quant Biol 1989 54: 1-13
    24. Statement from the Global Advisory Committee on Vaccine Safety on aluminium-containing vaccines,
      https://www.who.int/vaccine_safety/committee/topics/aluminium/statement_112002/en/
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