Sind Impfungen sicher? Die Hexavac- und die Pandemrix-Problematik

Das Impfwesen wird streng überwacht. So sind schon die geringsten Verdachtsmomente auf einen Impfschaden meldepflichtig durch jeden Arzt, Verstöße gegen die Meldepflicht sind mit hohen Bußgeldern bewehrt. Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) führt solche Meldungen in staatlichem Auftrag zusammen und beurteilt im Einzelfall, ob tatsächlich ein Impfschaden vorliegt. Es behält sozusagen den Gesamtüberblick, um Alarmzeichen erkennen zu können, die über die Meldung von Einzelfällen hinausgehen. Das wäre vor allem dann der Fall, wenn sich gleiche Symptome in gleichen Impfjahrgängen häufen. Auch hier ist der Einzelfall nur ein sehr geringer Faktor für die Beurteilung einer Impfschädlichkeit, wird aber gleichwohl ernstgenommen.

So ist es auch im Fall der  Sechsfachimpfungen geschehen – der Verdachtsmoment der Todesfälle von Säuglingen nach der Impfung wurde untersucht.

Nach Einführung der Sechsfach-Impfstoffe Infanrix hexa und Hexavac kam der Verdacht auf, dass ungeklärte Todesfälle von Säuglingen mit diesen Impfungen zusammenhängen könnten. Das RKI hat dazu von 2005 bis 2008 eine prospektive („TOKEN“-) Studie in Deutschland durchgeführt, die zu dem Ergebnis kam, dass ein Zusammenhang von Fällen plötzlichen Kindstodes mit Sechsfachimpfungen nicht nachweisbar ist. Kurz nach Beginn dieser prospektiven Studie hat der Hersteller den Impfstoff Hexavac vom Markt genommen, weil die enthaltene Hepatitis-B-Komponente nicht ausreichend wirksam war. Die weiter auf dem Markt befindlichen Sechsfach-Impfstoffe (Infanrix hexa, Hexyon, Vaxelis) wurden durch das PEI in den nachfolgenden Jahren überwacht; bis heute konnte dabei kein Zusammenhang mit Todesfällen bei Säuglingen festgestellt werden.

Der Film lässt den Eindruck entstehen, als habe ein Pathologe diesen Zusammenhang festgestellt und seine Einschätzung sei unterdrückt worden – dies ist aber nicht der Fall. Die Hypothese des Pathologen wurde wissenschaftlich widerlegt und dies wurde öffentlich publiziert (siehe Link zur Token-Studie oben). So funktioniert Wissenschaft: Eine Hypothese wird aufgestellt und überprüft und danach je nach Ergebnis weiterverfolgt oder verworfen. Zum Glück hat sich der Zusammenhang nicht gezeigt und trotzdem wurde reagiert. Das zeigt doch eigentlich vielmehr, wie viel Wert auf die Sicherheit von Impfungen gelegt wird, als dass dies einen Rückschluss auf irgendwelche dunklen Machenschaften zuließe.

Die Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) stellte im April 2003 abschließend fest, dass das Nutzen-Risiko-Verhältnis für Sechsfach-Impfstoffe unverändert gut ist und keine Änderung der Anwendung empfohlen wird. Es ist beruhigend, dass neue Ergebnisse, die 2007 in der Fachzeitschrift »Vaccine« veröffentlicht wurden, sogar darauf hindeuten, dass die Sechsfach-Impfung das Risiko des gefürchteten plötzlichen Kindstods senkt.

Im Fall von Pandemrix kommt es im Film ebenfalls zu einer verzerrten Darstellung. Die skandinavischen Gesundheitsbehörden hatten darauf aufmerksam gemacht, dass nach der Impfung gegen Schweinegrippe vermehrt Narkolepsie (“Schlafkrankheit”) aufgetreten war. Dies habe – so wird suggeriert – an einem staatlich gewollten, bewusst verkürzten Zulassungsprozess und einer nicht ausreichenden klinischen Vorab-Prüfung gelegen. Diese Aussage trifft nicht zu.  Die Zahl der Narkolepsiefälle war so gering, dass sie in einer Probandengruppe einer klinischen Prüfung niemals signifikant zutage getreten wäre. Der Zusammenhang zwischen Narkolepsie und der Impfung war (wie nachgehende intensive Forschungen ergaben) hochkomplex und allenfalls eine indirekte Folge der Impfung (und hatte nichts zu tun mit den Zusatzstoffen in Pandemrix). Diese Informationen sind ebenfalls alle öffentlich zugänglich – der Film erwähnt sie mit keinem Wort.

Eine Glanzleistung war die Pandemrix-Geschichte sicher ganz allgemein nicht. Vor allem die Einschätzung, eine Pandemie (weltweite Epidemie) stehe bevor, würde heute nach anderen Kriterien sehr viel sorgfältiger getroffen, damit nationale Impfbehörden nicht so unter Entscheidungsdruck geraten, wie dies seinerzeit der Fall war. Aus dem Pandemrix-Fall dürften alle viel gelernt haben – von der WHO bis zu den Nationalen Impfbehörden. Aufgrund neuerer Erkenntnisse werden derzeit Untersuchungen angestellt, ob seinerzeit den nationalen Impfbehörden tatsächlich alle Informationen herstellerseitig zur Verfügung gestellt worden waren. Das Ergebnis ist noch offen. Auch wenn sich dies bestätigt, wäre das ein Beispiel für die Fähigkeit der Wissenschaft, Mängel und Fehler aufzudecken und daraus zu lernen. Impfgegnerpropaganda braucht man dafür nicht. Und vor allem: Die Fallkonstellation bei Pandemrix, einem für einen einmaligen Fall “schnell” entwickelten Impfstoff, ist mit der jahre- bis jahrzehntelangen Erfahrung und Überwachung der Impfstoffe nach den Standard-Impfplänen der StIKo nicht vergleichbar.

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