Rolf Kron ist praktischer Arzt und Homöopath und scheut sich nicht, seine Ansichten zum Thema Impfen zum besten zu geben. Er hält Vorträge, nimmt an Podcasts teil, tritt in YouTube-Videos und auf Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen auf.
Vorträge von ihm sind eine Aneinanderreihung skandalöser Fakten über Impfungen. Wenn sie denn stimmen würden.

Um unsere Leserinnen und Leser nicht mit einer endlosen Reihe von Behauptungen und deren Erörterung zu langweilen, schauen wir uns heute nur eine Aussage an, um anhand dieser einen orientierenden Eindruck von der Kompetenz Krons zu bekommen. Wenn einfache, leicht zu überprüfende Aussagen sich als grob verzerrt oder falsch herausstellten, würde das kein gutes Licht auf die restlichen Behauptungen von Herrn Kron werfen.

Auf einem Vortrag mit dem Thema „Sind geimpfte Kinder gesünder“ behauptet Kron, der „Plötzliche Kindstod“ oder SIDS (Sudden Infant Death Syndrome) sei gar nicht zurückgegangen, er bietet eine alternative Erklärung für das Zahlenwerk an. Wichtig ist das, weil es Hinweise gibt, dass Impfungen einen leichten Schutz vor SIDS bieten. Nicht so hoch wie die „Sichere Schlafumgebung“ aber vorhanden. Zumindest ist klar, dass Impfungen das Risiko für einen SIDS nicht erhöhen. Kron behauptet nun (z.B. in diesem Video), die Fälle von SIDS seien gar nicht zurückgegangen, sondern es sei eine neue Kategorie eingeführt worden: Sudden unexpected infant death (SUID). Laut Kron würden Kinder die bis zum ersten Lebensjahr aus unbekannten Gründen versterben, zu SIDS-Fällen gemacht, alle Kinder danach zu SUID-Fällen. Er sagt, das sei geschehen, damit man sagen könnte, die Fälle von SIDS seien gesunken und dafür die Impfungen verantwortlich machen. Die Fallzahlen seien „gesplittet“: Vor dem ersten Lebensjahr: SIDS, nach dem Ersten Lebensjahr SUID.

Wenn das stimmen würde, wäre das natürlich höchst fragwürdig und sicher geeignet, das Publikum misstrauisch zu stimmen. Kron behauptet das auf einem Vortrag, zu dem er Folien vorbereitet hat, es dürfte also ein wenig Recherche stattgefunden haben.

Der INIBlog-Faktencheck:

Gibt man bei einer bekannten Suchmaschine „SIDS vs SUID“ ein, landet man schnell auf der Seite des Centers for Disease Control (CDC) „About SUID and SIDS„. Dort wird erklärt,  das SUID genutzt wird, um den plötzlichen unerklärten Tod von Kindern vor (!) dem ersten Lebensjahr zu beschreiben. Bis hierhin mag das Ganze  immerhin missverständlich sein, es sich um einen Lapsus bei der Formulierung handeln. Gleich darauf schreibt das CDC jedoch klarstellend, SUID beinhalte (Sudden Unexpected Infant Deaths include) Todesfälle durch SIDS, Ersticken in der Schlafumgebung und Fälle unklarer Ursache. SIDS ist also eine Indikation für SUID und wird statistisch als eine Teilmenge davon geführt,  die ohne weiteres mit den früher dazu erhobenen Fallzahlen in Bezug gesetzt werden kann (und wird). Da wurde nichts aufgeteilt, abgetrennt, gesplittet oder sonstwas, um SIDS-Todesfallzahlen mit statistischen Tricks zu verringern und Impfungen zu „entschulden“. Es handelt sich einfach um eine Einordnung, eine zusätzliche Kategorisierung, die eine differenzierte Erfassung möglich macht, um zu lernen, wie man solche tragischen Todesfälle verhindern kann.

Tragisch ist allerdings auch, was eine so schwerwiegende wie leicht zu widerlegende Behauptung wie die von Herrn Kron für dessen  Kompetenzeinschätzung bedeutet, insbesondere, wenn man bedenkt, dass er Menschen dieses „Wissen“ vermittelt und diese wichtige Entscheidungen auf dieser Basis treffen.


 

 

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